Gesundheitswesen in Hannover ist ein weiterer wichtiger Wirtschaftsfaktor dieses Standortes. Mit vielen sozialen Branchen und Berufen bietet Hannover eine Vielfalt von Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten.
In der Region Hannover spielen gesundheitsbezogene Versorgungsdienstleistungen eine zentrale Rolle. Hannover ist ein bedeutender Klinikstandort mit zahlreichen Einrichtungen in öffentlicher, gemeinnütziger oder privater Trägerschaft. Hinzu kommen Beschäftigungsmöglichkeiten in der ständig wachsenden Pflegebranche. Der demografische Wandel hat zur Folge, dass medizinisches Fachpersonal dringend gesucht wird. Die Übernahmechancen nach einer erfolgreichen Ausbildung sind groß. Der tiefgreifende Wandel im Gesundheitssystem hat auch in der Region seine Spuren hinterlassen. Die öffentliche Hand ist in der Region Hannover zwar noch mit eigenen Einrichtungen vertreten, doch auch viele private Anbieter tummeln sich im Markt. Die großen Häuser stehen in einem dynamischen Wettbewerb – nicht nur um Patient*innen, sondern auch um die besten Köpfe beim Personal. Die Altersmedizin ist mittlerweile für zahlreiche Kliniken ein wichtiger Schwerpunkt geworden, in den Alten- und Pflegeheimen werden viele Konzepte zum Umgang mit Demenzkranken erprobt. Hannover ist aber ebenso Niedersachsens erste Adresse für Kinderkliniken und ein wichtiger Akteur in der Forschung.
Das Gesundheitswesen in Hannover ist bekannt für seine Innovationen
Besondere Spezialisierungen bestehen in der Region in den Bereichen Neurochirurgie, plastische Chirurgie, Kinderchirurgie sowie Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Diese Kompetenzen an den verschiedenen Häusern sowie die weit über die Grenzen der Region hinaus bekannte Medizinische Hochschule Hannover (MHH) tragen zur großen überregionalen Bedeutung bei. Regionale Akteure aus dem sogenannten Life-Science-Bereich sind international bekannt für die Herstellung von Cochlea-Implantaten für Hörgeschädigte, die künstliche Herstellung biologischer Gewebe oder auch die Transplantationsforschung. Viele junge Unternehmen dieses Branchensegments haben sich im Medical Park Hannover angesiedelt. Unter dem Namen Diakovere haben sich die zahlreichen kirchlichen Einrichtungen der Diakonie zusammengeschlossen. Als Bildungsträger betreibt Diakovere eine Fort- und Weiterbildungsakademie, ein Fachschulzentrum für Gesundheitsberufe mit mehr als 700 Ausbildungsplätzen, allgemeinbildende Schulen sowie ein Berufsbildungswerk für junge Menschen mit Behinderung. Der diakonische Gedanke gehört für viele Mitarbeiter*innen zur Lebenseinstellung.
Gute Übernahmechancen im Gesundheitswesen in Hannover
Daneben gibt es kleinere Häuser mit eigener Pflegeschule wie das DRK-Krankenhaus Clementinenhaus. In der Pflege ist der Fachkräftemangel besonders gravierend zu spüren. Deshalb bekommen viele Bewerber*innen die Chance auf ein Bewerbungsgespräch, Schulnoten sind zweitrangig. In den Gesprächen geht es vor allem auch darum, ein konkretes Bild des Berufes zu vermitteln, wie Louisa Jauer, stellvertretende Schulleiterin im Clementinenhaus, erläutert: „Sind die Bewerber geprägt von Fernsehserien wie ‚Emergency Room‘ oder‚ Grey’s Anatomy‘ oder haben sie eine konkrete Vorstellung davon, was sie den ganzen Tag machen?“ Auch reiche es nicht, nur „anderen Menschen helfen zu wollen“. Viele Kandidat*innen wählten solche Formulierungen vermutlich, weil sie denken, dies komme gut an. „Es reicht aber nicht, um sich im Pflegeberuf zu profilieren“, betont Jauer. Die Beschäftigten müssten bei aller Hilfsbereitschaft auch auf sich selbst aufpassen.
Neue Ausbildung in der Pflege
Dass das Thema Pflege immer wichtiger wird, spiegelt sich auch in der veränderten Ausbildung wider. Das Anfang 2020 in Kraft getretene Pflegeberufegesetz führt die bisher getrennten Ausbildungswege in der Gesundheits- und Krankenpflege, der Altenpflege sowie der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege zu einer einheitlichen Ausbildung zusammen. Die neue Berufsbezeichnung lautet Pflegefachfrau oder Pflegefachmann. Das hat nicht nur Vorteile, wie die Auszubildende Jana Schmöckel befürchtet: „Dadurch, dass drei Ausbildungsberufe zusammengelegt wurden, geht der Unterrichtsstoff nun in jedem Bereich weniger in die Tiefe.“ Die 23-Jährige arbeitet im Pflegeheim in Hannover der Dr. med. Anne M. Wilkening GmbH. Die Wilkening-Häuser wirken von ihrer Architektur und der Farbgestaltung her eher wie gehobene Hotels, weniger wie ein Krankenhaus oder Pflegeheim. Auch mit ihrem psychiatrischen Schwerpunkt können die Heime punkten, wie Personalleiterin Maren Pfeiffer erklärt: „Wir haben besondere Personalschlüssel, besser als in der Altenpflege. Bei uns wohnen nicht nur alte, sondern auch jüngere, mobilere Menschen.“
Gesundheitshandwerk und Medizintechnik
Des Weiteren gibt es in der Region Hannover zahlreiche Unternehmen aus dem Gesundheitshandwerk und der Medizintechnik. Zu ihnen zählen beispielsweise Augenoptiker*innen, Hörakustiker*innen, Orthopädietechniker*innen, Orthopädieschuhmacher*innen oder Zahntechniker*innen. Diese weisen überwiegend kleine bis mittlere Betriebsgrößen auf, wobei auch große, international bekannte Akteure wie die KIND Hörgeräte GmbH & Co. KG in der Region zuhause sind. KIND ist der erste Hörgerätehersteller, der sein Geschäft unlängst in den Optikbereich ausgeweitet hat – zuvor waren einige Brillengeschäfte den umgekehrten Schritt gegangen. „Die Expansion in die Augenoptik bietet sich an, weil viele Kunden, die ein Hörgerät brauchen, auch eine Brille tragen – und umgekehrt“, sagt Leandra Knauer, Mitarbeiterin für Nachwuchskräftegewinnung und -qualifizierung bei KIND. „Inzwischen haben wir mehrere sogenannte Hybrid-Fachgeschäfte, in denen wir beides anbieten und auch ausbilden.“
Dynamische Entwicklung im Gesundheitswesen in Hannover
Die Gesundheitswirtschaft hat nicht zuletzt beschäftigungspolitisch eine hohe Bedeutung in der Region Hannover. Rund 66 200 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sind in den 3400 Betrieben dieser Branche tätig. Etwa drei Viertel der Arbeitsplätze im Gesundheitswesen sind mit Frauen besetzt. Besonders dynamisch haben sich das Gesundheitswesen abseits von Krankenhäusern und Arztpraxen sowie die soziale Betreuung älterer und behinderter Menschen entwickelt. Neben der Funktion Hannovers als bedeutender Standort der medizinischen Versorgung leistet die Region einen wichtigen Beitrag zur medizinischen Forschung. Im Mittelpunkt dieser Aktivitäten stehen die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) sowie die Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo). Um diese auch international bedeutenden Institutionen haben sich eine ganze Reihe weiterer Forschungsakteure angesiedelt. Zu ihnen zählen unter anderem das Fraunhofer- Institut für Toxikologie, das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, das Boehringer Ingelheim Veterinary Research Center oder das International Neuroscience Institute Hannover, eine renommierte Spezialklinik und Forschungseinrichtung für neurologische Erkrankungen.