Die Industrie in Hannover ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Viele Jobs fallen hier drunter. Welche das sind, erfährt du hier.
Niedersachsen ist Autoland. Dazu trägt maßgeblich die Industrie in Hannover bei. Sie zählt zu den weltweit führenden Zentren der Automobilwirtschaft. Aber auch der Logistiksektor und die Energiebranche spielen eine große Rolle. Hannover hat sich zu einer europäischen Drehscheibe entwickelt, profitiert von seiner Position im Hinterland der deutschen Seehäfen und gilt als wichtiger Standort im Netzwerk renommierter nationaler und internationaler Logistikdienstleister und Handelsunternehmen. Die Region kann mit der unmittelbaren Anbindung an vier Bundesautobahnen punkten. Auch zu Wasser, auf den Schienen und aus der Luft ist Hannover bestens zu erreichen. Der internationale Hannover Airport zählt zu den wichtigsten Flughäfen in Deutschland und ist selbst ein bedeutender Arbeitgeber. Die regionale Energiewirtschaft hat ihre Stärken im Bereich Forschung und Entwicklung – wie von Hannover als Wissenschaftsstandort überhaupt viele innovative Ideen ausgehen. Darüber hinaus ist Hannover Standort der wichtigen Industriemesse „Hannover Messe“. Dort werden die zentralen Trends der Industrie aufgegriffen.
MTU Maintenance
Unter einer freien Werkstatt stellt man sich gemeinhin etwas anderes vor als ein weltweit operierendes Unternehmen. Aber letztlich ist MTU Maintenance genau das, wie Roland Meyer, Leiter der Ausbildung, erläutert. „Wir haben über 100 Airlines auf dem Weltmarkt verteilt als Kunden. Unsere Kompetenz ist es, Teile, die aufgrund von äußeren Einflüssen nicht mehr flugfähig sind, so zu reparieren, dass sie mindestens auf dem Niveau eines Neuteils sind oder durch unser Know-how sogar besser. Das Triebwerk wird dadurch wirtschaftlicher als ein neues, weil es länger hält.“ Vielen jungen Menschen, die vielleicht schon immer davon träumten, etwas mit Flugzeugen zu machen, ist gar nicht bewusst, dass die Region Hannover hier eine Menge zu bieten hat. Schon mit einem guten Realschulabschluss hat man gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu ergattern, erklärt Roland Meyer. Auf dem Zeugnis interessieren ihn weniger die Noten als vielmehr die Fehltage: „Unentschuldigte Fehltage sind ein Ausschlusskriterium.“
Der Flughafen als Arbeitgeber
Der Flughafen selbst ist ebenfalls ein großer Arbeitgeber – und hat weit mehr Berufsbilder anzubieten als jene, die zur Luftfahrt gehören. Yannick Masur lernt am Airport in Langenhagen Kfz-Mechatroniker für Nutzfahrzeugtechnik. „Der Flughafen hat mich immer fasziniert und an Autos hatte ich schon als kleiner Junge großes Interesse. Die Kombination Flughafen und Auto ist für mich wie ein Sechser im Lotto“, sagt der 18-Jährige. Wie groß das Tätigkeitsfeld ist, verdeutlicht Bianca Funk, Leiterin der Berufsausbildung: „Der Flughafen ist wie eine Stadt – nur mit Start- und Landebahn. Rund um die Uhr sorgen über 10 000 Beschäftigte am Standort dafür, dass alles in Bewegung bleibt.“
Antrieb der Zukunft
Zu den bedeutendsten Branchen der Industrie in Hannover gehört die Automobilzulieferindustrie. Arbeitgeber wie VW oder Conti sind so bekannt und attraktiv. So haben es kleine und mittlere Betriebe im Wettbewerb um die Fachkräfte von morgen nicht leicht, bei ihnen mitzuhalten. Dabei dürften sich nur wenige Branchen in einem ähnlich großen Umbruch wie die Autoindustrie befinden. Was wird der Antrieb der Zukunft sein? Wie weit lässt sich die Vernetzung mit Smartphone, Navi und Co. treiben? Und muss man überhaupt noch selbst fahren? Letztere Frage wird auch in Hannover entschieden.
Die Entwicklung der Autoindustrie
Volkswagen will die konzernweite Entwicklung für das autonome Fahren am Standort Hannover zusammenfassen. Die Automobilwirtschaft in der Region Hannover zeichnet sich durch besondere Kompetenzen im Bereich des Nutzfahrzeugbaus aus und ist nicht nur geprägt von international bekannten Unternehmen wie Volkswagen Nutzfahrzeuge oder Continental AG, sondern von einer Vielzahl an innovativen Zulieferbetrieben wie beispielsweise die WABCO Fahrzeugsysteme GmbH als Anbieter von elektronischen Brems- und Fahrzeugregelsystemen oder Clarios (ehemals Johnson Controls Power Solutions), einem führenden Hersteller von Starterbatterien. Eine Stärke dieser Branche liegt zudem darin, dass neben dem Kerngeschäft im Bereich des Nutzfahrzeugbaus zahlreiche weitere Kompetenzfelder am Standort vertreten sind, beispielsweise in den Bereichen Reifen, Antriebs- und Bremssysteme oder Batterietechnik. Darüber hinaus verfügt die Region über eine gut ausgebildete Forschungsinfrastruktur mit einer Reihe von universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen.
Industrie in Hannover – der Nabel der Welt
Durch seine Messen wird Hannover regelmäßig zum Nabel der Welt. Mit 26 Hallen und Pavillons, die eine Ausstellungsfläche von 466 000 Quadratmetern beherbergen, ist das Messegelände Hannover das größte weltweit. Mit seinen Leitmessen zählt Hannover zu den bedeutendsten internationalen Messeplätzen. Die „Hannover Messe“ selbst ist seit Jahren die wichtigste Industriemesse und die größte Investitionsgütermesse der Welt. 2020 konnte sie jedoch wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Es war das erste Mal in der 73-jährigen Geschichte der „Hannover Messe“, dass die renommierte Industrieschau nicht ausgerichtet wurde. Die Veranstalter ließen die Messe jedoch nicht gänzlich ausfallen. „Der Bedarf an Orientierung und Austausch ist besonders in Krisenzeiten wichtig“, sagt Dr. Jochen Köckler, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Messe AG. „Deshalb arbeiten wir gerade mit Hochdruck an einer digitalen Informations- und Netzwerkplattform.“
Sorge wegen Corona
Die Corona-Krise belastet die Industrie in Hannover insgesamt: „Wir stehen wirtschaftlich im Ausnahmezustand. Viele Unternehmen sind lahmgelegt, mit teilweise existenzbedrohenden Folgen. Die Corona-Pandemie wird in den kommenden Monaten zu einer tiefen Wirtschaftskrise führen.“, sagt Dr. Horst Schrage, Hauptgeschäftsführer der IHK Hannover. Welche Folgen dies für den Ausbildungsmarkt hat, ist noch offen. Dabei sind es 2020 viele Prüflinge, die betroffen sind. Durch den Lockdown konnten im März und April allein bei der IHK Hannover rund 8000 Abschlussprüfungen in 185 Berufen und 2000 Fortbildungsprüfungen in über 50 verschiedenen Abschlüssen zunächst nicht stattfinden. „Unser Ziel ist es, alle Prüfungen bis zum Ende des Ausbildungsjahres abgeschlossen zu haben und damit den Prüflingen einen regulären Berufsabschluss auch im Corona-Jahr 2020 zu ermöglichen“, betont der Hauptgeschäftsführer. „Mein besonderer Dank gilt unseren 5000 ehrenamtlichen Prüferinnen und Prüfern und den Berufsbildenden Schulen, ohne deren Einsatz Prüfungen in der Beruflichen Bildung nicht möglich wären.“, so Schrage.